September 2010

Erfolgreicher Abschluss der Renaturierungsmaßnahmen an der Oberen Nahe

Kreisverwaltung Birkenfeld, Untere Wasserbehörde in Zusammenarbeit mit der Ortsgemeinde verzeichnet erste Erfolge

Die ursprüngliche Nahe, mit kleinen Stromschnellen und natürlichem Uferbewuchs

Die Nahe war seit je her ein wertvoller und abwechslungsreicher Naturraum. 1996 ist das Gebiet der Oberen Nahe daher zum Landschaftsschutzgebiet erklärt worden. Die Obere Nahe ist zwar verglichen mit dem Mittel- und Unterlauf der am wenigsten veränderte Flussabschnitt, dennoch hat auch sie in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten starke Veränderungen erfahren müssen. Einer der größten Eingriffe in den natürlichen Verlauf der Nahe war sicherlich der Wehrbau der Wehrmacht an der Kirchenmühle und damit einhergehende erste Flussbegradigungsmaßnahmen am Militärflughafen des heutigen Hoppstädten-Weiersbach in den 1930er Jahren. Weitere große Eingriffe waren die 1968 großangelegte Flussbegradigung und Anlegung von Entwässerungsgräben zur schnelleren Weiterleitung des Hochwasserabflusses im Bereich des Flugplatzes und unterhalb der Nahebrücke L 170 sowie die Naheverlegung m Bereich St. Anna-Haus und im Zuge des Neubaues der BAB 62 gegen Ende der 1970er Jahre.

Im Bereich der Gemarkungen Hoppstädten und Weiersbach wurde in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts die damals noch sehr naturnahe Nahe mit erheblichem Maschinenaufwand und großer „Manpower“ ausgebaut.

Die vielfach „verwilderten“ Bereiche wurden ganz im Geiste der Zeit in einen geometrisch korrekten, dem Ordnungssinn des Menschen wohl gefallenden Zustand versetzt. Das Flussbett bekam einen „ordentlichen“ Regelquerschnitt. Die Ufer wurden technisch einwandfrei, und wie man bei den Renaturierungsmaßnahmen im Jahr 2008 feststellen musste, auch äußerst stabil mit Wasserbausteinen befestigt.

Nahe vor dem Ausbau 1968

Nahe vor dem Ausbau 1968 (Foto Willi Weitz)

Neben diesen großen Eingriffen gab es viele weitere, wenn auch kleinere Eingriffe, z.B. durch kleine Staustufen und Wehre, die die Nahe nachhaltig verändert haben. Durch diese ganzen Eingriffe ist die Eigendynamik der Nahe fast gänzlich zerstört worden und die Hochwässer laufen meist sehr schnell ab. So können Im Unterlauf innerhalb kürzester Zeit die Abflüsse aus dem Bereich mittlerer Wasserführung bis zu sehr hohen Spitzen ansteigen.  

Die Nahe weist heute aufgrund ihrer starken Veränderung größtenteils eine nur unzureichende Gewässerstrukturgüte auf. Im Bereich Hoppstädten-Weiersbach gilt die Nahe überwiegend als stark verändert und belastet. Diese Güte ist ein Maß der Natürlichkeit von Fließgewässern und beschreibt somit den Grad der baulichen Eingriffe in ein Gewässersystem.

Nahe während des Ausbaues 1968/69 (Foto Willi Weitz)

Nahe nach dem Ausbau 1968/69 (Foto Willi Weitz)

Die Nahe in Hoppstädten-Weiersbach mit dem Uferbewuchs, welcher sich zwischenzeitlich wieder angesiedelt hatte, bot vor der Renaturierung 2008 aus der Ferne das Bild eines naturnahen Flusses. Bei näherer Betrachtung konnte man jedoch feststellen, dass es sich eher um einen „Kanal mit Begleitwuchs“ handelte.

Nahe während der Renaturierung 2008

Nahe nach der Renaturierung 2008

U.a. wurden folgende Maßnahmen durchgeführt:

  • Entfernung der Uferverbauten
  • Verbreiterung des Flusslaufes
  • Einbringung von Steinen in die Gewässersohle um diese anzuheben
  • Schaffung von Initialpunkten für die natürliche Erosion
  • Schaffung von dauerhaft angespülten Steilufern
  • Anlage von Geschiebedepots, überwiegend aus anstehendem Sohlsubstrat, ergänzend aus Schotter (Steinbruchmaterial).
  • Alle anfallenden Steine wurden für die Anlage von Strömungslenkern und für die Anhebung der Sohle wieder verwendet. Anfallendes Feinsubstrat wurde abgefahren.

Mit der im Jahr 2000 eingeführten EU-Wasserrahmenrichtlinie wurde endlich ein einheitlicher Gemeinschaftsrahmen für den Schutz und die Bewirtschaftung der europäischen Gewässer gesetzt. Die EU-Wasserrahmenrichtlinie gilt europaweit für das Grundwasser, die Seen, die Fließgewässer von den Quellen bis zu den Mündungen in die Meere sowie für die Küstengewässer bis zur ersten Seemeile. Das Ziel ist es, den europäischen Gewässerschutz zu vereinfachen, aber auch zu vereinheitlichen, um einen „guten ökologischen Zustand“ der Gewässer erreichen zu können. Das heißt, dass der naturnahe Zustand eines Gewässers in ökologischer und struktureller Hinsicht anzustreben ist.

Bei einer Gewässerbestandsaufnahme 2002 in Rheinland-Pfalz stellte sich heraus, dass mehr als 70% der rheinland-pfälzischen Gewässer als deutlich bis vollständig verändert einzustufen sind. Anzustreben ist jedoch ein nicht bis kaum beeinträchtigter Zustand. Die Nahe liegt mit 77% deutlich bis vollständig verändertem Flusslauf weit über dem Durchschnitt. Dieser besorgniserregende Zustand muss dringend geändert werden. Diesen Anstoß nimmt sich die Untere Wasserbehörde der Kreisverwaltung zum Ansporn die Nahe zu renaturieren und somit die natürliche Funktionsfähigkeit der Nahe wiederherzustellen. 2004 und 2005 wurde die Nahe kartiert und beeinträchtigte Gewässerabschnitte wurden erfasst. Das Ingenieurbüro Juhre aus Trier arbeitete im Auftrag der Kreisverwaltung und im Zusammenhang mit der geplanten Bebauung einen Gewässerentwicklungsplan für die ganze Nahe aus.

Fortsetzung folgt in Kürze….

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